Man muss für seine Sache brennen

Top Speaker Quirin Wydra verrät, wie Sie Ihre Energie und Kraft
konzentrieren, um jede Herausforderung souverän zu meistern
mag sie
noch so unbezwingbar erscheinen
Jetpilot und Unternehmer auf den ersten Blick scheinen diese beiden Berufe wenig gemein zu haben. Bei
näherer Betrachtung jedoch ergeben sich viele Schnittstellen: Beide müssen intuitiv, schnell und kompetent
entscheiden, um ihre Mission erfolgreich umzusetzen. Und wer die Schallmauer des Erfolgs durchbrechen will,
muss mental auf Höhen und Tiefen vorbereitet sein und darf sich nicht von Hindernissen aus der Bahn werfen
lassen. Quirin Wydra, ehemaliger Jetpilot und Keynote-Speaker aus Bayern, kennt beide Berufe. Sowohl in seiner
Zeit als Kampfflieger und Staffelkapitän der deutschen Luftwaffe, als auch später als Unternehmer, arbeitete er
mit dem „Prinzip der Energiekonzentration“ – und er ist überzeugt davon, dass dies der Schlüssel zum Erfolg ist.
Sie waren Jetpilot aus Leidenschaft. Was macht den Reiz des Fliegens
aus?
Das Fliegen eines Überschalljets ist eine fordernde Aufgabe, die ein starkes Gefühl auslöst. Als Pilot wird dir
bewusst, dass wir Menschen in der Lage sind, nahezu jede
Herausforderung zu bewältigen, wenn wir ihr mit Begeisterung, Hingabe und Zielstrebigkeit begegnen. Während
meiner aktiven Zeit habe ich oft das fantastische Gefühl gespürt, welches die Fliegerei in mir ausgelöst hat. Der
Einsatz in Grenzsituationen und das Erfolgserlebnis daraus war wie ein Extraschub, der mich beflügelte, und mir
zusätzliche Kraft und Motivation gegeben hat. Das Fliegen löst in mir das Gefühl von Freiheit und
Selbstbestimmtheit aus und gibt mir Energie und Leichtigkeit. Allein bei der Vorstellung im Jet zu sitzen, spüre ich
Freude, Kraft und Konzentration.

Innerbichler Rieder GmbH ©
Wollten Sie immer schon Kampfjetpilot werden?
Schon als Teenager stand ich staunend am Zaun des Militärflugplatzes Erding und schaute den Starfightern F104
hinterher, wie sie donnernd in die Lüfte stiegen. Ich war fasziniert von ihrer Kraft und der Energie und hatte von
da an nur diesen einen Traum: Ich wollte Jetpilot werden.
Wie haben Sie Ihren Traum verwirklicht?
Die Ausbildung zum Jetpiloten gehört sicherlich zu den intensivsten und härtesten der Welt. Nur die Wenigsten
kommen durch. Von mehreren tausend Bewerbern jedes Jahr, besteht knapp ein Prozent den Auswahlprozess.
Nachdem ich das Auswahlverfahren bestanden hatte, durchlief ich ein siebeneinhalbjähriges, hartes körperliches
und mentales Training. Der wesentliche Unterschied zwischen denen, die bestehen, und denen, die aufgeben
müssen, liegt in der mentalen Souveränität, dem Willen und der Hingabe. Du musst für diese eine Sache brennen
und diesem Traum dein ganzes Leben unterordnen.
Wie viele Flüge sind Sie geflogen? Waren auch Kampfeinsätze dabei?
Neben über 1.000 Stunden auf zivilen Flugzeugen, bin ich etwa 2.500 Flugstunden in Kampfjets geflogen.
Kampfeinsätze waren keine dabei, da die deutsche Luftwaffe erst später in Kriegseinsätze involviert wurde.
Gab es gefährliche Einsätze? Hatten Sie jemals Todesangst?
Ja, das Fliegen ist auch in Friedenszeiten ein gefährlicher Job. Ich hatte einige Extremsituationen, in denen es
um Leben oder Tod ging, davon ein Triebwerksausfall und ein Blitzeinschlag, mehrere Male musste ich die sog.
Fanganlage zum Landen benutzen. Aber darauf waren wir durch unsere Ausbildung vorbereitet. Im Gefahrenfall
stand ich zwar unter höchster Spannung, spürte aber keine Todesangst. In solchen Momenten habe ich nicht
mehr bewusst nach dem angelernten Prozedere agiert, sondern bin meiner Intuition gefolgt. Ich konnte meine
Maschine jedes Mal sicher landen.
Braucht es für diesen Beruf eine gewisse Aggressivität?
Aggression ist ein vieldeutiger Begriff. Aggression kann ein irritierender, emotionaler Erregungszustand sein, aber
auch ein extremer Kraftschub. Als Pilot muss man ein bestimmtes Maß an Risikobereitschaft und Aggressivität
mitbringen.
Denn im Falle einer spontanen Bedrohung, brauche ich die Kraft und Bereitschaft, mich zu verteidigen, um meine
Mission erfüllen zu können. Grundsätzlich gilt
sowohl für einen Piloten als auch für eine Führungskraft dass
es gefährlich sein kann, sich von Emotionen oder Erregungen leiten zu lassen. Denn dabei verliert man leicht die
Kontrolle und verschwendet Ressourcen. Piloten sind dazu ausgebildet, Risiken zu kalkulieren und sich von
Extremsituationen nicht überraschen zu lassen. Durch mentale Kraft und Souveränität ist ein Mensch in der Lage,
auch in Extremsituationen den sogenannte
„BEST ENERGY LEVEL“ auszulösen.
Ein Kampfpilot muss im Kriegseinsatz auch töten. Hatten Sie je moralische
oder ethische Bedenken?
Natürlich habe ich mich während meiner Ausbildung mit ethischen Grundsätzen auseinandergesetzt. Die
Entscheidung, in letzter Konsequenz auch Menschen zu töten, habe ich bewusst getroffen, als ich entschied,
Offizier zu werden. Ich war überzeugt von meinem Auftrag, für die Freiheit unseres Landes auch mein Leben
einzusetzen. Wenn ich angegriffen werde, muss ich mich verteidigen. Ich wäre auch heute noch dazu bereit,
wenn es die Situation erfordern würde. Ich glaube, jeder Mensch sollte sich mental auf ethische Grenzsituationen
vorbereiten.

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Gab es zu Ihrer Zeit Frauen im fliegerischen Dienst der Luftwaffe?
Damals gab es noch keine Frauen im fliegerischen Einsatz, heute einige wenige.
Wie wir aus Studien wissen, sind Frauen in vielen Bereichen ausdauernder, zäher und willensstärker als Männer.
Sie fliegen Transport- oder zivile Flugzeuge genauso souverän wie ihre männlichen Kollegen. In einem Militärjet
aber ist der Körper Belastungen von bis zum Neunfachen des eigenen Körpergewichtes ausgesetzt. Diesen
extremen Belastungen, sind Frauen zwar gewachsen, aber ihre Physis ist eigentlich nicht dafür ausgelegt.
Welche Fähigkeit aus dem Pilotenalltag nutzen Sie heute als Unternehmer?
Die Antwort ist einfach: die mentale Souveränität. Die Herausforderungen an einen Piloten oder eine
Führungskraft sind ähnlicher Natur. Du musst Deine Aufgabe lieben, in Lösungen denken, fokussiert bleiben,
darfst dich nicht vor Fehlern fürchten und solltest die Menschlichkeit nicht aus den Augen verlieren. Der
wesentliche Unterschied liegt jedoch darin, dass ein Pilot weiß, dass Fehler fatal sind und ihn Sekunden später
das Leben kosten können. In einem Unternehmen wirken sich Fehler meist erst zeitversetzt aus, aber auch hier
kann der Preis hoch sein, speziell in der heutigen Zeit, der schnellen Transformation.
Sind Sie in Ihrem Leben je gescheitert?
Ich habe einige Situationen erlebt, in denen ich mein Ziel nicht erreicht habe. Trotzdem würde ich es nicht als ein
Scheitern betrachten, denn das hieße für mich, dass ich aufgebe. Egal wie groß meine Schwierigkeiten auch
waren, ich habe sie immer als Hindernisse auf dem Weg zum Ziel betrachtet
selbst wenn mein langjähriger
Einsatz plötzlich in Gefahr geriet. Als Pilot würde ich sagen: Ich bin bereit, Umwege zu fliegen, aber umkehren
werde ich nicht. In Krisen öffnen sich immer neue Wege, und meist erkennt man erst später, welchen Nutzen und
wertvolle Einsichten diese gebracht haben. Stets war ich mir der Verantwortung für meine tollen Mitarbeiter
bewusst, die mir immer vertraut und auch an meinen Erfolgen partizipiert haben. Auch in schwierigen Zeiten war
es mir ein Anliegen, diese wichtigen Menschen abzusichern.
Wie definieren Sie Erfolg?
Erfolg ist für mich das Gefühl, unabhängig leben zu können, frei von äußeren Umständen und Zwängen.
Genügend Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu haben, alles erreichen zu können, was mir wichtig ist.
Erfolg bedeutet, finanzielle, aber vor allem auch geistige Freiheit, keinem verpflichtet zu sein, außer seinen
eigenen Maßstäben und Werten. Eine intakte Familie zu haben, in Harmonie mit seinen Kindern und den
Menschen zu leben, die einem wichtig sind
auch das ist Erfolg.
Ihr Tipp für Südtirols Unternehmer und Top Manager?
Sei oder werde der, der Du wirklich sein willst. Werde Dir bewusst, welche Fähigkeiten und Werte du hast und
was du mit Begeisterung tun willst. Und dann tu es
und sei dabei authentisch! Sei ein Leader, in deinem
Handeln, Sprechen und Verhalten. Freue Dich darauf, dass die schwierigsten Aufgaben nur für dich reserviert
sind.
Die Summe all dieser Werte und Verhaltensweisen ergibt eine bestimmte Haltung, nämlich das sogenannte
Pilot
Mind Set.
Das Ergebnis daraus ist mentale Souveränität. Wie das geht?
Das erfahren Sie in meiner Keynote beim
Dinner Talk am 24.11. in Südtirol. Ich freue mich darauf!